Der Traum von Olympia

Die Weltmeisterschaft in Stuttgart und eine damit verbundene Olympiaqualifikation stellt unsere Athletin und Athleten für eine gemeinsame Challenge.

Um ihre Träume zu verwirklichen, haben alle drei unsere Athleten ihren Heimatort verlassen, um die Möglichkeiten vom Österreichischen Turnverband und auch vom Olympiazentrum in Innsbruck in Anspruch zu nehmen. Elisa Hämmerle wagte darüber hinaus dieses Jahr den noch größeren Schritt, sie entschied sich für eine internationale Trainingsgruppe in Hoofddorp/Niederlande. Hier stellen wir die Starter bei der „WORLD CHAMPIONSHIPS – ARTISTIC GYMNASTIC – Stuttgart 2019″ genauer vor:

Elisa Hämmerle  (23 Jahre), ist 19-fache Staatsmeisterin. Sie konnte bereits einige internationale Erfolge feiern, so war sie bereits sechs Mal bei der Europameisterschaft und fünf Mal bei der Weltmeisterschaft dabei. Weiters konnte sie bereits vier Medaillen bei Weltcups gewinnen. Bei den olympischen Jugendspielen 2010 belegte sie den 12.Platz. Auch sie legte ihren Fokus auf den Mehrkampf.

Alexander Benda (22 Jahre), auch Xandi, hat seinen Fokus vor allem auf den Mehrkampf* gelegt. Er ist 7-facher Staatsmeister, weiters konnte er bereits einen 10.Platz im Weltcup erreichen.

Vinzenz Höck (23 Jahre), bestreitet genauso den Mehrkampf*, ist jedoch vor allem auf den Ringen unterwegs. Als seinen größten Erfolg nennt er die Silbermedaille bei der Universiade 2019. Weiters konnte er bereits 2017 im Weltcup einen 2.Platz erreichen, auch 2019 ist ihm ein 3.Platz gelungen.

Geheimrezept „verletzungsfrei“

Was ist euer Geheimrezept um verletzungsfrei zu bleiben?

Elisa: Ein zentraler Punkt, um verletzungsfrei zu bleiben, ist meiner Meinung nach, auf die Signale des eigenen Körpers zu hören und diesen auch treu zu bleiben. Neben ausreichend Schlaf und ausgewogener Ernährung, versuche ich auch mein Training so effizient wie möglich zu gestalten, sprich weniger Wiederholungen, dafür diese mit maximaler Konzentration.

Alexander: Aufgrund von Verletzungen, habe ich gelernt, dass ich mehr auf meinen Körper hören muss. So lege ich nun mehr Wert auf aktive Pausen und nehme auch häufiger Physiotherapie und Massagen in Anspruch.

Vinzenz: Mein größtes Geheimrezept ist so gut wie möglich auf meinen Körper zu hören und ihm auch einmal eine kurze Pause zu gönnen. Ein weiteres gutes Rezept ist genug Schlaf, ich bin der Meinung, nur mit ausreichend Schlaf kann man Höchstleistungen bringen und sich vor allem gut genug für den nächsten Trainingstag regenerieren.

Vinzenz Höck // Foto: ÖFT, Leo Hagen

Der internationale Vergleich

Welche Platzierungen konntet ihr bisher bei Weltmeisterschaften in den vergangenen Jahren erreichen?

Elisa nahm bereits fünf Mal bei den Weltmeisterschaften teil, sie konnte sich in den vergangenen Jahren im Mehrkampf stets im vorderen Drittel bzw. im guten Mittelfeld positionieren.

Alexander hatte bei der Weltmeisterschaft 2017 in Montreal keinen guten Tag erwischt, so blieb er auf allen 3 Geräten auf denen er angetreten ist deutlich unter seinem Leistungsniveau.

Vinzenz hingegen lief es bei dieser Weltmeisterschaft deutlich besser, so konnte er 2017 in Montreal den 17.Platz erreichen.

Was sind eure Erwartungen an die bevorstehende Weltmeisterschaft?

Elisa: Zum einen ist es mein Ziel, einen fehlerfreien Wettkampf zu turnen, zum anderen habe ich die letzten Monate sehr hart an der Ausführung und Präzision meiner Übungen gearbeitet. So hoffe ich, dass sich das bezahlbar macht und sich in den Bewertungsnoten widerspiegeln wird.

Alexander: Ich erwarte mir eine super Stimmung in der Halle freue mich schon darauf, dass ein großer Teil meiner Familie zuschauen kommt. Aber vor allem passt mein Trainingsaufbau sehr gut und ich erwarte mir von mir selber trotz der Olympiaqualifikation im Hinterkopf eine Top Leistung zu bringen und meinen Mehrkampf so fehlerfrei wie möglich zu turnen.

Vinzenz: Dieses Jahr werden die Olympiatickets bei der WM vergeben, aus diesem Grund liegt der Fokus dieses Jahr vor allem auf dem Ergebnis vom Mehrkampf, wo ich die Top 50 erreichen möchte. An den Ringen hoffe ich, dass ich mein bisher bestes Ergebnis toppen kann und unter die Top 15 der Welt turnen kann.

Elisa Hämmerle // Foto: Olympiazentrum

Der Traum von Olympia

*Qualifikationskriterien sind von den Leistungen unserer Turner und Turnerin abhängig und von den Leistungen aller anderen Turner und Turnerinnen, so spielt es auch eine Rolle welche bereits qualifizierten TurnerInnen die vorderen Plätze belegen.

Alexander, wie sehr träumt man von Olympia?

Alexander: Seit ich dieses Jahr realisiert habe, dass es nun auch bei mir an der Zeit ist, dass es um Olympia geht, geistert es ständig durch meinen Kopf, motiviert mich immens in meinem Training und es gibt für mich derzeit in meinem Leben kein größeres Ziel als die 5 Ringe!!!!

Vinzenz, wie schätzt du deine Chancen für die Olympiaqualifikation ein? 

Vinzenz: Wenn ich beim Mehrkampf alle 6 Übungen ohne einen Fehler zeigen kann, habe ich sehr gute Chancen denke ich, dementsprechend ersuche ich so selbstbewusst wie möglich in den Wettkampf zu gehen.

Wie bereitet sich ein Turner für die olympischen Spiele in Tokyo 2020 vor?

Alexander: Ich habe versucht hartes Training und gute Erholung zu vereinbaren um verletzungsfrei zu bleiben, aber auch nicht unter meinen Möglichkeiten zu bleiben. Und in Stuttgart wird sich zeigen ob dies funktioniert hat. Weiters ermöglicht mir das Olympiazentrum die Unterstützung durch eine Sportpsychologin, wovon ich meiner Meinung nach sehr profitiere.

Vinzenz: Das kann ich hoffentlich nächstes Jahr beantworten!

Elisa, welcher Druck lastet auf dir vor der Olympiaqualifikation, vor allem weil du zu den österreichischen Favoritinnen zählst?

Elisa: Heute versuche ich mich von diesem „Olympia-Hype“ nicht mehr so sehr unter Druck setzen zu lassen und mich mental mehr davon abzuschirmen. Damals meinte ich, nur durch die Olympiateilnahme ist meine Turnkarriere von Bedeutung. Das leiten lassen durch diese Emotionen hat wahrscheinlich dazu geführt, dass ich die Signale meines Körpers ignoriert und dessen Grenzen zu oft überschritten habe. (Elisa hatte sich vor der Olympiaqualifikation für Rio 2016 die Achillessehne gerissen.) Außerdem empfinde es weniger als Druck, sondern eher als positiver Ansporn, die Favoritenrolle zugeschrieben zu bekommen. Der größte Druck sowie die meisten Erwartungen kommen, glaube ich zumindest, meist von einem selbst.

Bitte schwindelfrei!

Alexander und Vinzenz frischten die Sportpressemeldungen in den vergangenen Tagen mit spektakulären Bildern vom Fotoshooting für die Werbekampagne für die Staatsmeisterschaft in Graz auf.

Wie fühlte es sich in solch einer Höhe auf den Ringen an?

Alexander: Es war eines der coolsten Erlebnisse die ich je hatte!! Grundsätzlich muss man einmal sagen, dass Ringe ein Gerät ist auf dem man zwar natürlich auch Fehler macht aber nie runter fällt. Und als wir in weniger Höhe unterwegs waren hatten wir Matten darunter und keine schweren Übungen gemacht. Als wir dann aber auf über 30m waren haben wir uns mit Seilen die Handgelenke an den Ringen fest gebunden! Angsteinflößend war es trotzdem aber gleichzeitig einfach nur geil!!!

Vinzenz: Das Fotoshooting neben dem Grazer Wahrzeichen war auf alle Fälle etwas spektakuläres und außergewöhnliches. Vor allem da wir die ersten waren, die ein Ringe Gerüst mithilfe eines Krans in solche schwindelerregenden Höhen befördert haben.

Alexander Benda // Foto: ÖFT, Leo Hagen

einfach mal Danke sagen

Elisa: Besonders möchte ich meinen Eltern danken, die mir immer zur Seite gestanden sind, mich einerseits meine eigenen Entscheidungen treffen gelassen und diese auch unterstützt haben. Des Weiteren möchte ich meinem alten Trainer, Laurens Van der Hout, mit dem ich von 2012-2016 trainiert habe, danken. In dieser Zeit hat sich das Turnen erst richtig zu meiner Leidenschaft entwickelt. Eine weitere prägende Person in meiner Turnlaufbahn ist Christoph Ebenbichler, der mir geholfen hat, den schwierigsten Punkt meiner Karriere zu überwinden und den Anschluss an die internationale Turnbühne wiederzufinden. Ein großes Dankeschön gilt auch meinen zwei Trainern hier in Holland, Patrick Kiens und Daymon Jones, die meinem Turnen einen neuen Charakter verpasst haben und durch die ich nun top vorbereitet an die WM gehen kann. 

Alexander: Am meisten Dank gilt meinen Eltern die mir, vor allem in jungen Jahren, immer die richtige Mischung aus Motivation aber kein Druckgefühl gaben. Natürlich gilt auch viel Dank meinem Juniorentrainer Benno Poduschka und meinem jetzigen Trainer Petr Koudela, genauso auch meinem Trainer beim Olympiazentrum Carson Patterson. Aber nicht zu vergessen meinen Trainingskollegen ohne die das Trainingsklima nicht so wäre wie es ist!! Dennoch ist für einen Sportler immer sein familiärer und freundschaftlicher Rückhalt eine der wichtigsten Sachen.

Vinzenz: Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich sehr viele Leute hinter mir habe, auf die ich zählen kann. Ganz besonderes muss ich vor allem meiner Familie, meinen Eltern und meiner Freundin danken, die mich vor allem in schwierigen Zeiten zum Durchhalten und weitermachen motivieren. Weiters meinem ersten Trainer Benno Poduschka der mir die Liebe zu Turnsport mitgegeben hat. Meinen aktuellen Trainern Petr Koudela und Carson Patterson, die mich zurzeit täglich begleiten und unterstützen. Auch wenn Turnen eine Einzelsportart ist, ist eine motivierte und zielstrebige Trainingsgruppe unabkömmlich, aus diesem Grund möchte ich mich hier bei meinem Wegbegleiter und Teamkollegen Alexander Benda bedanken für die etlichen Stunden die wir zusammen in der Turnhalle miteinander verbracht haben. Die Liste könnte noch ewig weiter gehen, ich möchte mich hier an dieser Stelle jedoch bei meinem Verein (ATG), Verband (ÖFT) und dem Olympiazentrum Tirol für die unglaublichen Trainingsmöglichkeiten, Therapiemöglichkeiten und Unterstützungen bedanken, die ich von allen erhalten habe.

Ungewohntes Terrain

Im Rahmen ihres Sommertrainings nahmen sieben ÖSV-Athleten rund um Abfahrtsvizeweltmeisterin Stephanie Venier an der diesjährigen Dolomitenrundfahrt teil. Sport.tirol erklärt, was es damit auf sich und welche Rolle das Innsbrucker Olympiazentrum dabei gespielt hat.

Die Anfang Juni ausgetragene Dolomitenrundfahrt lockte erneut hunderte Teilnehmer nach Osttirol. Neben Amateur- und Hobbysportlern unterschiedlicher Alters- und Niveaustufen ging bei der diesjährigen Ausgabe des etablierten Radmarathons auch ein ganz spezielles Team in Lienz an den Start – nämlich eine kleine ÖSV-Abordnung rund um Abfahrtsvizeweltmeisterin Stephanie Venier, die gemeinsam mit sechs ihrer Kollegen und unter Anleitung des Innsbrucker Olympiazentrums die 116 Kilometer und über 1.800 Höhenmeter der Rundfahrt in Angriff genommen hat.

Das Event bildete den Abschluss eines dem Ausdauerbereich gewidmeten Trainingsblocks im Rahmen des Sommertraininings im Olympiazentrum, das einige ÖSV-Athleten in der wettkampffreien Zeit betreut. Die Idee, die obligatorischen Konditionseinheiten mit einem Rennen zu verknüpfen und so einen zusätzlichen Anreiz für die Sportler zu schaffen, kam vom Trainerteam des Olympiazentrums, wobei die Sportwissenschaftler Lukas Höllrigl und Chris Ebenbichler die treibenden Kräfte dahinter waren. „Es ging nicht darum, in irgendeiner Form Ergebnisse abzuliefern, sondern darum, gemeinsam etwas zu erleben und dezidiert auf etwas hinzuarbeiten“, erläutert Ebenbichler die Hintergründe. „Das Rennen sollte ein zusätzlicher Ansporn sein, damit die Athleten das Gefühl haben, es lohnt sich, das Trainingsprogramm gewissenhaft zu absolvieren.“

 

Gemeinsam mit dem Team des Olympiazentrums Tirol bereiteten sich sieben Athleten des Österreichischen Skiverbandes (ÖSV) auf die diesjährige Dolomitenrundfahrt in Osttirol vor.

 

Angeboten hätte sich die Dolomitenrundfahrt dabei vor allem aufgrund ihres Streckenprofils: Die Route sei nämlich nicht allzu schwer, deren Distanz gerade richtig und die Anstiege auch für keine ausgewiesenen Ausdauersportler noch bewältigbar. „Wir hatten den Eindruck, dass das eigentlich ganz gut passen könnte“, erklärt Höllrigl. „Also haben wir es unseren Athleten einfach mal vorgeschlagen.“ Und das Vorhaben fand durchaus Anklang, immerhin haben sich letztlich sieben Sportler des ÖSV freiwillig dazu gemeldet – unter anderem auch Stephanie Venier, die, abgesehen von diversen Trainingseinheiten und einer Teilnahme als Jugendliche beim Dreiländergiro, bis dahin keine größeren Erfahrungen auf dem Straßenrad vorzuweisen hatte. „Ich habe mir gedacht, wieso eigentlich nicht“, erläutert Venier ihren Entschluss. „Radfahren gehört sowieso zur Vorbereitung dazu, und so ein Wettkampfformat war mal was anderes. Also habe ich zugesagt.“

In der Folge wurde ihr, ebenso wie ihren sechs Teamkollegen, ein individueller Trainingsplan vom Olympiazentrum ausgehändigt. Darüber hinaus standen jedoch auch eine Leistungsdiagnose in Form eines Laktatstufentests sowie mehrere gemeinsame Ausfahrten mit dem Rad auf dem Programm. Durch diese Maßnahmen sollte gewährleistet werden, dass die Athleten für die bevorstehende Herausforderung bereit und bestmöglich darauf eingestellt sind.

 

Die Bestandsaufnahme

Der Laktatstufentest mit Venier wurde im Olympiazentrum in Innsbruck durchgeführt. Zuständig dafür war Höllrigl, der sich zwar primär um Ausdauersportler kümmert, fallweise jedoch genauso Athleten aus anderen Bereichen berät. „Wenn es um den Faktor Ausdauer geht, werde ich immer mal wieder für Diagnostiken oder Ratschläge hinsichtlich der Trainingsplanung herangezogen“, berichtet der Experte. „Und gerade der Skisport ist eine hochkomplexe Angelegenheit, bei der viele konditionelle Faktoren zusammenspielen.“

 

„Der Skisport ist eine hochkomplexe Angelegenheit, bei der viele konditionelle Faktoren zusammenspielen.“ Lukas Höllrigl, Sportwissenschaftler

 

Doch obwohl Ausdauer im Skisport eine große Bedeutung zukomme, sei sie nicht die vorrangige Eigenschaft, meint Höllrigl. Folglich bestünden in dieser Hinsicht mitunter deutliche Unterschiede zwischen Skifahrern und erklärten Ausdauersportlern wie etwa Radfahrern, vor allem im Hinblick auf Erfahrung und Leistungsfähigkeit. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist die Teilnahme an einem Rennen wie der Dolomitenrundfahrt kein Spaziergang für die sieben ÖSV-Athleten – auch wenn sie als Profis natürlich gut in Form sind und Fahrräder insbesondere während der schneefreien Zeit zu ihren wichtigsten Trainingsgeräten zählen.

 

Stephanie Venier und Lukas Höllrigl beim Laktatstufentest im Innsbrucker Olympiazentrum.

 

„Grundsätzlich geht es darum, den Ist-Zustand der Fähigkeit Ausdauer festzustellen“, erklärt Höllrigl den Zweck der Laktatstufentests, für die in der Regel Fahrradergometer zum Einsatz kommen. „Das hilft uns dabei, Intensitätsbereiche zu definieren und das weitere Training der Athleten entsprechend zu steuern.“ Diese müssen nämlich wissen, mit welcher Geschwindigkeit und welcher Herzfrequenz sie die Trainingseinheiten im Sommer absolvieren sollen, damit sie mit möglichst geringem Aufwand einen möglichst großen Effekt erzielen, bis im Herbst das Schneetraining wieder beginnt.

Dafür wird am Ergometer die Belastung kontinuierlich erhöht, während gleichzeitig Kapillarblutproben vom Sportler entnommen und dessen Pulswerte gemessen werden. Diese Messungen geben nicht nur Aufschluss über die einzelnen Intensitätsbereiche, sondern auch über mögliche Fort- oder etwaige Rückschritte. Die Prozedur selbst dauert so lange, bis der jeweilige Athlet am Ende seiner Kräfte angelangt ist, das heißt, einfach nicht mehr kann. Im Fall von Venier dauert es gut eine halbe Stunde, bis dieses Limit erreicht ist. Insgesamt hat sie sechs Stufen geschafft und sich gut geschlagen, wie Höllrigl attestiert. Man müsse zwar noch die Auswertung abwarten, könne jedoch schon im Vorhinein sagen, dass die Werte ähnlich wie im Vorjahr, vielleicht sogar leicht verbessert seien. „Und das ist überaus erfreulich“, so Höllrigl.

 

Der Probedurchgang

Neben dem Laktatstufentest trafen sich die Sportler und die Betreuer des Olympiazentrums auch zu mehreren gemeinsamen Ausfahrten mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Dabei stand generell weniger die Trainingsintensität im Vordergrund als vielmehr die Gewöhnung an das Rad und das Kennenlernen der Besonderheiten eines Massenrennens mit hunderten Startern – das heißt, das Fahren im Feld bei hohem Tempo, das richtige Verhalten auf der Straße oder das Einhalten des Ernährungsplans während des Rennens. Diese Hürden stellten nämlich, mehr noch als die körperlichen Anforderungen, die größte Herausforderung für die „Rad-Neulinge“ des ÖSV dar.

Nach einigen kleineren Ausflügen stand mit der Karwendelrunde die anstrengendste Probefahrt an. Die Route führte von Innsbruck über Telfs und Mittenwald bis zum Achensee und wieder retour nach Innsbruck. Venier zufolge nahm sich diese Tour gänzlich anders aus als jene, die sie zuvor unternommen hatten: „Die Karwendelausfahrt war um einiges länger, und das merkte man auch“, so die Tirolerin. „Aber es hat gut getan, dass wir mal so lange gefahren sind und viele Höhenmeter gemacht haben, denn so konnten wir uns an die Belastung gewöhnen.“

Und genau das, so Ebenbichler, sei auch das Ziel der Tour gewesen: „Jeder sollte mal an seine Grenzen gehen und möglichst lange Zeit im Sattel verbringen. Dass wir am Ende für die 160 Kilometer ungefähr sechs Stunden benötigt haben, ist gar nicht so schlecht, wenn man bedenkt, dass wir immer zusammengeblieben sind und uns am langsamsten Fahrer orientiert haben.“

 

Das Rennen

In der letzten Woche vor dem Rennen wurde der Fokus hingegen auf aktive Erholung und Aktivierung gelegt, bevor das Team „Olympiazentrum Tirol“, als das die sieben ÖSV-Athleten sowie Höllrigl und Ebenbichler schließlich antreten sollten, nach Lienz anreiste. Zusammen hat man die Startnummern abgeholt und das Material vorbereitet, und beim gemeinsamen Abendessen am Vorabend wurde schließlich nochmal die Rennstrategie besprochen. „Oberste Devise war, dass sich niemand verletzen sollte“, so Höllrigl. „Vor allem vor den Abfahrten mussten wir warnen – als Skifahrer und Snowboarder haben die Athleten dazu natürlich einen ganz eigenen Zugang.“

Da Höllrigl und Ebenbichler selbst am Rennen teilnahmen, konnten sie während des Rennen nicht auf ihre Schützlinge achtgeben, doch auch so hielten alle ÖSV-Asse den Renn- und die Ernährungspläne ein, sich selbst bei Abfahrten möglichst zurück und bis zum Ende durch – am Ende schafften es allesamt wenngleich erschöpft, aber doch unbeschadet ins Ziel. Dementsprechend zufrieden zeigten sich die Trainer nach dem Rennen, wobei sie sich am meisten über das Engagement ihrer Sportler freuten, die sich voll auf das Event eingelassen hätten. „Zu Beginn des Projekts meinten einige noch, sie würden das Rennen eher locker angehen“, berichtet Höllrigl. „Aber sobald sie die Startnummer übergestreift hatten, sind sie doch alle wieder an ihre Grenzen gegangen.“

 

Alles in allem zeigte sich Stephanie Venier (hier im Bild mit Thomas Rohregger und Siegfried Grabner) zufrieden mit ihrer Leistung bei der Dolomitenrundfahrt.
© Expa Pictures

 

Auch Venier war glücklich mit ihrer Leistung und der Ansicht, dass sie und ihre Kollegen durchaus stolz auf sich sein könnten. „Gerade die Anstiege waren echt hart, vor allem bei der Hitze“, erzählt die Tirolerin. „Aber ich habe mich an den Rennplan und gut mit meinen Kräften hausgehalten.“ Die umfassende Vorbereitung auf das Rennen sei ihrer Meinung nach auf jeden Fall nötig gewesen: „Ohne Anleitung hätten wir uns wohl alle extrem schwer getan. Wobei, leichter wird das Ganze ja nie, man wird nur selbst besser.“ Mit ihrer Zeit von knapp über vier Stunden konnte Venier im Übrigen gut leben. Alles in allem, so meint sie, sei es für sie besser gelaufen als erwartet.

Im Grunde spielen die einzelnen Ergebnisse aber ohnehin keine allzu große Rolle, denn letztendlich sei es nicht das Ziel gewesen, die Athleten so zu konditionieren, dass sie möglichst gut beim Rennen abschneiden würden. Wichtig sei einzig und allein, dass sie möglichst lange von der Vorbereitung und der Erfahrung profitieren, so Ebenbichler. „Die Sportler haben nicht nur mitgenommen, dass Radrennen spannend sein können, sondern auch gemerkt, dass sie viel mehr aus dem Training rausholen können, wenn sie konzentriert bei der Sache sind und die Einheiten genauso durchziehen, wie sie auf dem Plan stehen.“ Ohne ein konkretes Ziel vor Augen wäre das vielleicht nicht ganz so einfach zu vermitteln gewesen.

Text: sport.tirol.at

Sicherheit durch Stabilität

Es ist einfach aufzustellen, dass ein Unternehmen in Form und Struktur gut funktioniert. Dies zu behaupten, kostet eine beträchtliche Portion Mut. Denn nicht Quantität und Umsatzzahlen sind die entscheidenden Faktoren, die zu einem erfolgreichen Gebilde verhelfen. Es gibt ein weit wichtigeres, dem Strukturerhalt dienendes Kriterium: Die qualitative, sozial-umgängliche Komponente. Auch diese Eigenschaft ist schnell beteuert, doch was dahinter steckt ist ein hochkomplexes Zusammenspiel im System von Normen und Werten. Ein Kollektiv wirkt nur dort, wo Anteilnahme, Kommunikation, Kooperation, Respekt und Vertrauen herrschen. Du hast mit Sicherheit schon einmal in einer Gruppe oder in einem Team mit anderen Menschen zusammengearbeitet oder warst mit ihnen im Sport aktiv. Frage: Würdest du eher mit Leuten zusammenarbeiten, die nicht deiner Vorstellung entsprechen oder doch lieber mit Menschen, mit denen dich du gut verstehst?

Wie heißt es so schön: Ein Team ist nur so gut wie sein schwächstes Glied. Es steckt jedoch mehr dahinter. Durch die Akzeptanz und Integration aller Mitglieder werden Schwachstellen überwunden und zusätzlich die Fähigkeiten aller Individuen vollkommen ausgeschöpft. Erst mit Erreichen ebendieser Dynamik im gesamten System, entstehen Motivation sowie Zusammenhalt, welche einen großen Einfluss auf die Funktion des Zusammenschlusses haben.

Ich heiße Hannes Schuchardt, studiere Sport und Leistung in Köln und war Praktikant im Olympiazentrum Innsbruck/Tirol von März bis Juli 2019. Als ich am ersten Tag im Olympiazentrum ankam, sprühte ich vor Erwartungen, war voller Neugier und hatte große Ehrfurcht gegenüber den aktiven Athletinnen und Athleten. Vorab: meine Neugier stieg mit der Zeit kontinuierlich an und was die akkreditierten Sportlerinnen und Sportler angeht, flachte die Ehrfurcht zwar ab, der Respekt gegenüber den berufstätigen Sportlern schoss jedoch in die Höhe.

Doch was erwartete mich dort wirklich?

Um ehrlich zu sein, allzu hohe Erwartungen konnte ich als einfacher Praktikant eigentlich nicht stellen. Anfänglich galt es tatsächlich, sich in den Alltag einer unterstützenden Kraft einzuleben. In den ersten Tagen war es herauszufinden, wie du dir selbst am besten verhilfst. Für meinen Teil war mir von Beginn an die leere Zeit (vor den „Test“-Phasen der sportmotorischen Leistungsdiagnostik der Athletinnen und Athleten) zu schade, diese sinnfrei totzuschlagen. Einige Studien in sämtlichen Teilbereichen mussten deshalb daran glauben, weiters suchte ich die Gespräche zu Mitarbeitern und verfolgte die ein oder andere Trainingseinheit im Kraftraum. Schnell begann ich zu begreifen, dass es mehr zu holen gibt, wenn du dich von deinem Praktikantsein löst und dir durch Wissbegierde und Engagement einen Weg in die tägliche Arbeit der Wissenschaftler und Trainer bahnst. Schon früh hegten Trainer Interesse an einer möglichen Zusammenarbeit. Dank vollem Vertrauen erhielt ich infolgedessen die Möglichkeit, im konditionellen Bereich Trainingseinheiten zu übernehmen. Für mich war diese Bereitschaft zur Zusammenarbeit alles andere als selbstverständlich, wodurch mein Hauptaugenmerk ab sofort diesen Einheiten gewidmet war. Neben Testungen der Leistungsdiagnostik in verschiedensten Sportarten war ich demnach ab sofort auch im aktiven Training involviert. Diese Zeit zeigte mir, dass Vertrauen auf einer engen Beziehungsbasis beruht und eine Menge Potenzial enthält. Durch diese praktischen Erfahrungen entdeckte ich für mich außerdem eine neue Thematik, in die ich ab diesem Zeitpunkt viel Zeit investierte. Zu meinem Glück durfte ich auch in diesem Gebiet wöchentlich mit Athleten arbeiten. Eine unermessliche Erfahrung war das Erarbeiten und Halten einer teaminternen Fortbildung, welche mich durch rege Diskussionen um eine sehr wertvolle Erfahrung bereicherte. Meine Bereitschaft bot ihnen die Möglichkeit, Aufgaben abzugeben und neuen Input zu erhalten. Ihr Vertrauen gab mir die Möglichkeit, mich zu entfalten und Erfahrung zu sammeln.

Dank der optimal verflochtenen Beziehungen im Team des Olympiazentrums herrscht untereinander ein diskursiv-respektvoller Austausch aktueller, brisanter und umstrittener Themen. Ich für meinen Teil wage zu behaupten, dass diese Einrichtung – abgesehen von den vielen sportlichen Erfolgen – durch ihr persönliches Verbundsystem eine äußerst erfolgreiche ist.

Autor dieses Blogposts→ Hannes Schuchardt, Praktikant, 22 Jahre aus Füssen, studiert in Köln. 

i© Bilder: Olympiazentrum Tirol

Mit Cap und Charakter

Roland Luchner ist seit 2011 fester Bestandteil des Trainerteams im Olympiazentrum Tirol. Vor seiner Tätigkeit am Olympiazentrum war er unter anderem beim HC Innsbruck (Eishockey) sowie der WSG Wattens (Fußball ehemalige 3. Liga) als Konditionstrainer tätig. Zudem hatte er die sportwissenschaftliche Betreuung des Sport BORG und der Sport HAS in Innsbruck inne.
Heute zählen neben Golferinnen und Golfern, Sportschützinnen und Sportschützen vor allem Alpine Skirennläuferinnen und Skirennläufer zu seinem Athletenpool.

 

WORDRAP „DA SCHAU HER“

Was schätzt du am meisten am Olympiazentrum?

Zum einen interessiert mich die Arbeit mit Athletinnen und Athleten aus dem Leistungssport, welches in dieser Form außerhalb des Olympiazentrums in Tirol schwierig möglich ist, da ein Großteil der in Tirol lebenden Nachwuchs- und SpitzensportlerInnen durch das Olympiazentrum versorgt sind. Es ist wahnsinnig spannend und herausfordernd, mit ihnen gemeinsame Visionen auszuarbeiten, einen Plan für das Erreichen ihrer Ziele zu erstellen und mit konsequenter und harter Arbeit den gesteckten Zielen Schritt für Schritt näher zu kommen.
Zum anderen schätze ich die Arbeit im Team und den täglichen Austausch mit den MitarbeiterInnen, welche allesamt ExpertInnen in ihren Bereichen sind. Dadurch bekommt man ständig neue Informationen, die man in die Arbeit mit seinen Athletinnen und Athleten einfließen lassen kann.
Zu guter Letzt ist die Sportartenvielfalt zu erwähnen, welche die Arbeit im Olympiazentrum sehr spannend macht. Hiervon profitieren nicht nur wir Trainer, sondern auch die Athletinnen und Athleten bei uns im Haus. Der ständige Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Sportarten ermöglicht einen sehr wertvollen, sportartübergreifenden Erfahrungsaustausch und stellt einen der größten Benefits des Systems Olympiazentrum dar.

Alpiner Skirennlauf gilt als Hochrisikosportart. Was sind diesbezüglich deine Erfahrungen?

Natürlich ist allen Beteiligten klar, dass es sich beim Alpinen Skirennlauf um eine Hochrisikosportart handelt, bei der es immer wieder zu schweren Verletzungen kommt. Dennoch versucht man das Risiko so gut es geht zu minimieren. Ein großer Teil dieser präventiven Arbeit besteht darin, die Athletinnen und Athleten im konditionellen Bereich so gut es geht auf die Belastungen auf den Skiern vorzubereiten. Hierbei befindet man sich stets auf einem sehr schmalen Grat zwischen dem Aufbau einer entsprechenden Belastungsverträglichkeit und einer möglichen Überbelastung. Hier ist der ständige Austausch zwischen dem Athleten/der Athletin und dem Trainer der wesentliche Schlüssel zum Erfolg. Durch unsere enge Kooperation mit unserem Physiotherapeuten im Haus, Philipp Gebhart, der Sporttherapie Huber und Mair, sowie dem Ärzteteam der Sport- und Gelenkchirurgie „Gelenkpunkt“ ist über die letzten Jahre ein sehr großes Knowhow entstanden. Da es trotz aller akribischer Arbeit immer wieder zu Verletzungen kommt, ist während der letzten Jahre ein Leitfaden zur Rehabilitation von Kreuzbandverletzungen entstanden, anhand dem wir versuchen, unsere verletzten Athletinnen und Athleten bestmöglich zu therapieren und anschließend wieder in das Wettkampftraining zu integrieren. Dieses Reha-Konzept steht nicht nur den in Innsbruck akkreditierten Athletinnen und Athleten zur Verfügung, sondern wird zukünftig im Zuge des „RETURN2WIN“ Konzepts, welches in Zusammenarbeit mit der Sport- und Gelenkchirurgie „Gelenkpunkt“, der Sporttherapie Huber und Mair und dem österreichischen Skiverband ins Leben gerufen wurde, sämtlichen ÖSV Athletinnen und Athleten zugängig gemacht.

Durch verschiedene Kooperationen ist hier sehr fundiertes Knowhow zu Knieverletzungen entstanden. Dies betrifft in erster Linie den alpinen Skirennlauf. Besteht die Absicht, in Zukunft auch Rehabilitationsprojekte in anderen Sportarten zu starten?

Ja es gibt Überlegungen dieses Angebot auch in anderen Bereichen anzubieten. Es gibt Verbände, die an uns herangetreten sind und angefragt haben, ob es möglich ist, ihre AthletInnen während ihrer Reha-Zeit im Olympiazentrum betreuen zu lassen, da verbandsintern oft nicht die nötigen Kapazitäten zur Verfügung stehen, um einerseits den täglichen Wettkampf- und Trainingsbetrieb zu betreuen und zeitgleich einer Athletin oder einem Athleten eine entsprechende Betreuung im Zuge der Rehabilitation zu ermöglichen.

Du hattest selbst schon schwere Knieverletzungen und bist neben dem Eishockeyspielen sehr aktiv auf Skiern unterwegs. Hast du das hohe Verletzungsrisiko dieser Sportarten im Hinterkopf?

Ich habe mir einmal beim Skifahren und einmal beim Fußballspielen das vordere Kreuzband gerissen. Durch diese Verletzungen weiß ich auch in gewisser Weise, was in der Phase nach einer Verletzung auf die Athletinnen und Athleten zukommt. Mich persönlich beeinflusst das aber nicht wirklich in meinem Handeln im Sport. Beim Skifahren komme ich aber schon hin und wieder in Situationen, in denen ich mir im Nachhinein denke: „Puh, das war knapp“. Aber sobald wiederholt der Gedanke aufkommt, dass das, was ich hier mache, gefährlich ist und ich mich unter Umständen dabei verletzen könnte, muss ich damit aufhören. Denn dann fehlt mir die letzte Konsequenz in meinem Handeln und das Verletzungsrisiko würde dadurch extrem ansteigen.

Ist es für dich leicht, das Berufliche vom Privaten zu trennen oder beschäftigen dich solche schwierigen Situationen, in denen sich die SportlerInnen nach einer Verletzung befinden, auch in deiner Freizeit?

Generell ist es in unserem Job schwierig abzugrenzen, was ist Beruf und was ist privat. Als Trainer stehe ich meinen Athletinnen und Athleten im Grunde 24/7 zur Verfügung. Das ist jetzt natürlich überspitzt formuliert, aber mit deinen Gedanken und Überlegungen bist du im Grunde von morgens bis abends bei deinen Jungs und Mädels und überlegst, wie du sie weiterbringen kannst. Wenn du dann von Verletzungen deiner Athletinnen und Athleten erfährst, dann berührt dich das natürlich auch emotional, da du zu ihnen über die Jahre der gemeinsamen Arbeit natürlich ein sehr enges Verhältnis aufbaust (viele von ihnen sehe ich vermutlich öfter als meine Frau ;-)), dennoch ist es wichtig, ihnen gerade in diesen Situationen das Gefühl zu geben, dass eine Verletzung nicht das Ende der Welt bedeutet. Ich versuche dann sehr schnell auf die sachliche Ebene zurück zu kommen und plane die ersten Schritte des Reha-Prozesses mit ihnen. Auf diesem Weg möchte ich ihnen das Gefühl vermitteln, dass wir auf solche Situationen vorbereitet sind und sie sich zu 100% darauf verlassen können, dass wir gemeinsam den Weg zurück finden werden. Ein oft verwendeter Spruch von mir lautet: „Die aktuelle Situation ändert nichts an dem, wo wir in ein paar Jahren sein wollen“. Soll heißen: nur weil du dich jetzt verletzt hast, heißt das nicht, dass du nicht 2022 in Beijing eine olympische Medaille holen kannst. Da ich mit sehr vielen jungen Athletinnen und Athleten arbeite, ist es wichtig, dass sie auf Grund einer Verletzung nicht den Blick auf ihre langfristigen Ziele verlieren.

Was ist deine Meinung zum hohen Verletzungsrisiko im alpinen Skirennsport? Wo kann man ansetzen?

Dieses Thema ist natürlich auch bei uns im Haus ein viel diskutiertes. Vor allem wenn es Athletinnen und Athleten betrifft, die von uns betreut werden. Meistens werden dann nochmals alle leistungsdiagnostischen und sportmedizinischen Testergebnisse der letzten Jahre herausgeholt und man schaut nochmals genau, ob man vorab nicht doch irgendetwas übersehen hat. Zweifel an der eigenen Arbeit treten häufiger auf, als man das vielleicht oft zugeben mag. Nüchtern betrachtet ist aber oft festzustellen, dass das sportmedizinische und sportmotorische Leistungsprofil der Verletzten unauffällig ist. Unauffällig bedeutet gut, denn dann sind keine großen Schwachstellen bzw. Defizite zu erkennen. Die körperlichen Voraussetzungen sind im Spannungsfeld der Risikofaktoren aber nur ein kleiner Bestandteil. Die Analyse dieser Faktoren gestaltet sich wesentlich komplexer als man auf den ersten Blick glauben mag. Themen wie Material, Pistenbeschaffenheit, Reisestrapazen, Rennkalender, Ermüdung oder psychologische Faktoren tragen alle ihren Teil dazu bei. Demnach ist es schwer fest zu machen, wo der sprichwörtliche Hund begraben liegt. Definitiv ist es die Summe aus vielen Kleinigkeiten, die unterm Strich nicht mehr bewältigbar sind.

Im Olympiazentrum gibt es sehr fortschrittliche Trainings- und Messgeräte, die es ermöglichen, eine Vielzahl an Daten und Parametern zu bestimmen. Was ist deine Meinung dazu?

Grundsätzlich habe ich meine Grundidee, wie ein Training aussehen sollte. Hier verfolge ich die Philosophie: Keep it simple! Mache zunächst deine Hausaufgaben und festige deine Basics. „Keep it simple“ darf aber nicht mit „nicht fortschrittlich“ verwechselt werden. Die Anwendung moderner Trainings- und Messgeräte ermöglicht es uns, Dinge die wir häufig glauben, mit dem freien Auge qualitativ beurteilen zu können, quantitativ zu erfassen. Das ermöglicht uns, effektiv zu arbeiten. Effektivität darf dabei nicht mit Effizienz verwechselt werden. Effizienz bedeutet, sich beispielsweise eine Technik anzueignen, um eine Leiter schnellstmöglich hochklettern zu können, um einen Apfel vom Baum zu pflücken. Effektivität bedeutet, die Leiter an den Apfelbaum zu lehnen und nicht an den Kastanienbaum.

In welchem Stadium der Reha befinden sich Stephanie, Bernadette und Dominik?  Was sind die nächsten Schritte?

Stephanie Brunner erlitt nach ihrem sehr erfolgreichen Comeback im Herbst des vergangenen Jahres im Jänner leider neuerlich einen Riss des linken vorderen Kreuzbandes. Stephanie hat durch die vorhergegangene Knieverletzung sehr viel gelernt. Sie weiß nun, dass Dinge nicht von heute auf morgen passieren können, sondern dass sie Zeit brauchen. Durch ihre sehr gelassene Art, an diesen Reha-Prozess heranzugehen, hat sie bereits in den ersten Wochen sehr große Fortschritte erzielt. Im Grunde sind wir im Trainingsprozess kaum noch eingeschränkt.

Bernadette Lorenz hat sich im Jänner das vordere Kreuzband auf der rechten Seite eingerissen. Nach einer 6-wöchigen Reha-Phase und einer anschließenden Leistungsdiagnostik wurde sie für das Rennfahren freigegeben. Nach wenigen Tagen auf Schnee brach sie den Comeback-Versuch jedoch ab, da sind nicht die 100%ige Stabilität verspürte, die es für das rennmäßige Skifahren braucht. Sie beendete daraufhin die Saison. Beim Freifahren riss sie sich wenige Tage später auf der linken Seite das vordere Kreuzband. Um die entsprechende Stabilität auf beiden Knien zu gewährleisten, wurde vor wenigen Tagen entschieden, dass sie im Zuge des Reha-Prozesses auch noch das eingerissene Kreuzband auf der rechten Seite operieren lässt. Somit stehen uns in den nächsten Wochen und Monaten die Rehabilitation von zwei operierten Knien bevor.

Dominik Raschner riss sich knapp vor Weihnachten zum ersten Mal das Kreuzband. Er ist in einem bislang komplikationslosen Reha-Verlauf schon sehr weit. Er ist ähnlich wie Stephi im konditionellen Bereich praktisch nicht mehr eingeschränkt. Wir befinden uns hier quasi auf der Zielgerade der Reha. Der Einstieg in das Schneetraining im Juli gilt zum jetzigen Zeitpunkt als sicher.

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Autor dieses Blogposts → DANIEL SAFFERTMÜLLER, Praktikant: „Mein Name ist Daniel Saffertmüller und ich absolviere aktuell im Zuge meiner Ausbildung (Sports Equipment Technology – FH Technikum Wien) mein Berufspraktikum im Campus Sport Tirol Innsbruck – Olympiazentrum. In einem Interview befragte ich Roland zum Trainer-Dasein am Olympiazentrum, zu seinen persönlichen Erfahrungen mit Verletzungen und zum hohen Verletzungsrisiko im alpinen Skirennsport.i

© Bilder: Olympiazentrum Tirol