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Plätze 7 & 5 für Unterwurzacher und Graf in Rio

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August 11, 2016

Medaillentraum von Tirolerin Unterwurzacher geplatzt

Ein Sieg und zwei Niederlagen mit jeweils einer Yuko-Wertung – Judokämpferin Kathrin Unterwurzacher hat sich bei ihrem Olympiadebüt in Rio de Janeiro gut geschlagen, aber letztlich mit Rang sieben in der Gewichtsklasse bis 63 kg abfinden müssen. Österreich wartet damit auch nach dem vierten Wettkampftag bei den Sommerspielen noch auf eine Medaille.

Nach einem Freilos in der ersten Runde besiegte die 24-Jährige Estefania Garcia aus Ecuador mit einer Waza-ari-Wertung, im Viertelfinale unterlag sie der auf dem dritten Platz der Weltrangliste liegenden Japanerin Miku Tashiro und rutschte in die Hoffnungsrunde, wo sie gegen die Niederländerin Anicka van Emden ausschied.

Unterwurzacher hatte schwierige Gegnerinnen zugelost bekommen. Tashiro stellte nun im Head-to-Head gegen die Österreicherin auf 2:0, Van Emden bereits auf 4:1, bei der einzigen Niederlage war diese aber verletzt gewesen.

 „Die anderen waren besser. Ich habe am Anfang eine Wertung abgegeben und leider nicht mehr aufholen können. Es will jede um eine Medaille mitkämpfen, da ist klar, dass jede voll Gas gibt. Leider hat es heute für mich nicht so gut geendet wie erhofft“, sagte die mit den Emotionen kämpfenden Unterwurzacher. Sie sei knapp dran gewesen, die Enttäuschung sei groß.

Unterwurzacher hatte daran geglaubt, dass van Emden schlagbar sei. „Ich wusste, dass es ein harter Kampf werden wird und ich alles geben musste, um sie besiegen zu können. Sie hat mich mit Routine auf Abstand gehalten, ich habe alles probiert, aber ihre Rechnung ging auf“, erzählte die EM-Silbermedaillengewinnerin von heuer. „Es hat nicht viel gefehlt. Ich werde hart weiterarbeiten.“

„Kathrin hat von Anfang an Druck gemacht. Ich mache ihr keinen Vorwurf, absolut null, sie kämpft wie eine Löwein, das ist eben Judo“, meinte Nationaltrainer Marko Spittka. „Sie hat aufzuholen probiert. Aber die Strategie dieser Athletin war, einfach nur die Arme lang reinzuhalten. Sie liegt ja vorne, sie hätte sich ja noch bestrafen lassen können“, sagte er über den Kampf gegen die Niederländerin, die mit dem Sieg in die Bronze-Entscheidung kam.

Als Strategie hatte er seinem Schützling mitgegeben, „angreifen bis zum geht nicht mehr“. Kathrin habe viel mehr Angriffe gemacht, die Gegnerin sich immer nur vorgeschmissen. Einmal sei es dieser aufgegangen. „2020 greifen wir wieder an, Kathrin ist gerade 24 geworden. Diese technisch-taktische Schule zur absoluten Weltklasse, die fehlt noch ein bisschen. Die bekommt sie in vier Jahren“, ist Spittka von Unterwurzacher überzeugt.

Bitter! Unachtsamkeit kostet Tirolerin Graf Judo-Bronze

Nicht eine Erkältung, nicht eine lädierte Schulter, sondern eine kleine Unachtsamkeit hat Bernadette Graf am Mittwoch bei den Olympischen Spielen in Rio die Bronzemedaille gekostet. Die 24-Jährige Tirolerin unterlag in der Judo-Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm der Britin Sally Conway mit einer Yuko-Wertung. Österreich wartet damit nach wie vor auf die erste Medaille bei den Sommerspielen.

„Wenn man sich vornimmt, eine Medaille zu machen, und dann so knapp scheitert, dann ist natürlich die Enttäuschung riesengroß. Ich habe einen Fehler gemacht, sie war mit den Füßen einen Moment schneller, und das hat die Medaille gekostet“, sagte Graf, die in den vergangenen zwei Tagen von einer Erkältung zurückgeworfen worden war.

„Aber dafür habe ich heute überraschender Weise gut gekämpft. Ich dachte nicht, dass es so gut mit der Luft geht. Aber auf der Matte kann man alles ausblenden.“ Wenn die erste Enttäuschung nachlassen wird, könne sie, meinte Olympiadebütantin Graf, mit dem fünften Platz auch zufrieden sein. „Irgendwann.“

Graf begann ihren Wettkampftag nach einem Freilos in der ersten Runde mit einem Sieg über die Brasilianerin Maria Portela im Golden Score dank Shido (Strafe für Gegnerin). Im Viertelfinale musste sich die WM-Fünfte von Astana 2015 der favorisierten Deutschen Laura Vargas Koch mit Ippon geschlagen geben, womit sie in die Hoffnungsrunde rutschte.

Die Kanadierin Kelita Zupancic erwies sich als zähe Gegnerin, die leicht favorisierte Graf (im Head to Head führte sie 3:2) setzte sich schließlich mit einer Waza-ari-Wertung gegen ein Yuko durch. Sie wurde allerdings von der Gegnerin in der letzten Minute am Boden heftig in die Mangel genommen und konnte nur mit Mühe und schmerzverzerrtem Gesicht einen Festhalter vermeiden.

„Lange hätte ich das nicht mehr ausgehalten. Erstens tat die Schulter weh und zweitens habe ich keine Luft mehr gekriegt, weil ihr Fuß quer über mein Gesicht drüber war. Aber zum Glück habe ich im Augenwinkel die Zeit runterrennen sehen. Dann war es zum Glück auch aus.“ Im folgenden Kampf wirkten schließlich „Adrenalin und Schmerztablette“, womit sie die Schmerzen im rechten Arm nicht spürte.

Es wartete Conway, gegen die Graf nach zwei Niederlagen heuer erstmals gewonnen hat. Und zwar im Februar beim Grand Prix in Düsseldorf, als sie nach einer halbjährigen Pause wegen eines Kreuzbandrisses mit fünf Ippon-Siegen auf dem Weg zum Turniererfolg ein sensationelles Comeback gab. „Einmal kurz nicht aufgepasst, und dann liegt man schon. Und dann meint man, man hat ewig Zeit, und auf einmal ist die Zeit vorbei.“

Trainer Marko Spittka erklärte, die Marschroute sei gewesen, auf den Konter zu warten. Aber die Britin habe zu wenig angegriffen und „die eine Chance definitiv genützt“. Graf sei die Bessere gewesen, aber das zähle nicht im Judo, man müsse die Wertung machen.

 

© tt.com: Unterwurzacher, Graf