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#roadtorio – Chikara-hittatsu

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June 29, 2016

Chikara-hittatsu heißt nach dem Begründer des Jūdō, Kanō Jigorō, so viel wie „die Anstrengungen führen immer zum Ziel“ – das wünschen wir auch unseren Judoka Bernadette Graf (-70kg) und Kathrin Unterwurzacher (-63kg), die in Rio de Janeiro an ihren ersten Olympischen Spielen teilnehmen werden.

Kathis großer Bruder hat sie mit 7 Jahren zum Judo gebracht, da sie unbedingt auch so tolle Würfe lernen wollte wie er. Ihr erster großer Erfolg war der Europameistertitel U17,  danach gewann sie 2x Gold und 1x Silber bei der WM U20 und der EM U23. Ihre ersten Judotrainings absolvierte Berni im Alter von 6 Jahren in Ampass, einer Außenstelle des Judozentrums Innsbruck, wo sie auch erste Erfolge als kleine Judokämpferin erzielte, wie Medaillen bei Vereinsmeisterschaften und den Tiroler Meisterschaften in der Mini-Klasse. Erste große Erfolge waren der Gewinn der Goldmedaille bei der Junioren-WM und -EM.

Harai goshi ist Kathis Spezialtechnik, wobei sie mit Selbstfalltechniken am Häufigsten erfolgreich ist. Verbesserungspotential sieht sie überall, da man stetig an sich arbeiten muss. Am wenigsten kommt sie mit Gegnern zurecht, die sich immer vor sie werfen um aktiver auszusehen, auch ihren Bodenkampf will sie weiter verbessern. Bei Berni ist es unterschiedlich, aber zurzeit wendet sie Selbstfalltechniken (Uranage, Sumi gaeshi) am Erfolgreichsten an. Sie sieht bei allen Techniken, Griffvarianten, im Kraftbereich (v.a. Griffkraft) und bei technisch-taktischen Herangehensweisen noch Potential sich zu verbessern, das muss auch so sein, da man im Judo nie auslernt! Bei ihren Gegnern ist es weniger die Technik als die Auslage, die ihr Schwierigkeiten bereitet. Gegen Linkskämpfer kommt sie oft weniger gut zurecht als gegen Rechtskämpfer.

Wichtige Trainingsaspekte einer Judoka sind in den Augen von Kathi und Berni Technik, aber auch Kraft, um die Techniken durchsetzen zu können. Des Weiteren spielen Ausdauer, Schnelligkeit, Koordination und judospezifische Ausdauer eine Rolle. Besonders wichtig beim Training ist Kathi die Vielseitigkeit – man muss alles trainieren, um besser zu werden. Sie trainiert 2-3 Mal pro Tag, wobei Samstag meistens frei ist und der Fokus immer auf den bevorstehenden Turnieren liegt. Berni legt bei ihrem Training Wert darauf, stetig Fortschritte bei ihrer Leistung zeigen zu können. Beim Krafttraining, sagt sie, hat sie 6 Wochen Vollgas Zeit um die Maximalkraft zu steigern, jedoch funktioniert das beim Judo nicht. Um die Technikausführung zu verbessern, spritziger zu werden oder zum Beispiel die Mattenrandsituation besser zu beherrschen, kann man sich keine Zeitlimits setzen, das ist ein dauerhafter Prozess, der immer weitergeht. Zuständig für das Athletiktraining der beiden hier am Olympiazentrum ist Carson Patterson.

Ein typischer Trainingstag sieht bei Kathi so aus, dass sie in der Früh zur Standeskontrolle (Bundesheer) geht und danach gleich das erste Training absolviert. Am Dienstag zum Beispiel hat sie morgens und abends Judotraining und am Nachmittag eine Ausdauereinheit. Mittwochs trainiert sie in der Früh Kraft, nachmittags hat sie Schnelligkeitstraining und am Abend eine Ausdauereinheit. Natürlich ist das Training auch abhängig davon, wo auf der Welt die beiden Judoka gerade trainieren und was als Nächstes ansteht, Wettkampf oder Trainingslager. Für Berni beginnt ein typischer Tag zuhause ebenfalls mit der Standeskontrolle beim Bundesheer, danach geht es direkt ins Kraft- oder Judotraining, nach dem Mittagessen gibt es eine Ausdauereinheit, am Nachmittag geht es zur Physiotherapie und am Abend dann zum Judo. Ihr Judotraining absolvieren Kathi und Berni bei ihren Heimtrainern Martin Scherwitzl (Präsident des Judozentrums Innsbruck) und Gernot Frei und bei Nationaltrainer Marko Spittka, der selbst schon eine Bronzemedaille bei Olympischen Spielen gewinnen konnte.

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WORDRAP „DA SCHAU HER“

Wo seht ihr euch in einem, drei und in fünf Jahren?
Kathi: Ich habe vor, noch eine ganze Weile Judo zu machen!

Berni: In einem Jahr sehe ich mich im ganz normalen Trainingsalltag wieder (mit einer Olympiamedaille zuhause hängen – das würde ich mir sehr wünschen!) Wenn der Körper mitmacht und keine großen Verletzungen passieren, befinde ich mich in drei Jahren mitten in der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Und in fünf Jahren, da bin ich dann 29, keine Ahnung was dort sein wird. Sowas kann man weder voraussagen noch vorausplanen. Vielleicht habe ich meine Karriere bis dahin schon beendet, vielleicht bin ich noch voll im Judogeschehen drinnen, vielleicht spielt bereits Familienplanung usw. eine Rolle. Ich lass mich überraschen.

 

Habt ihr eine Routine vor Wettkämpfen?
Kathi: Der Wettkampftag bei jedem Turnier sieht relativ gleich aus. Früh genug aufwärmen, warmhalten, von Kampf zu Kampf denken… Immer positiv denken: jeder ist besiegbar und ich habe hart dafür gearbeitet!

Berni: Ich bin kein abergläubischer Mensch, aber so ein paar kleine Rituale habe ich dann doch. Ich schaue mir zum Beispiel vor meinem Wettkampftag nie die Auslosung an. Da kann ich dann die Tage davor in Ruhe schlafen und mich besser auf den Wettkampf konzentrieren. Am Kampftag selbst schaue und denke ich von Kampf zu Kampf. Es muss mir egal sein, wer in meiner Gewichtsklasse wann, wie und gegen wen kämpft. Ich darf mich nur auf mich selbst konzentrieren!

 

Wann habt ihr gemerkt, dass aus dem Traum Olympia Realität werden könnte?
Kathi: Vor ca. zwei Jahren, als die Olympiaqualifikation begonnen hat und ich unter den Top 10 der Weltrangliste war.

Berni: Bis London 2012 war der Traum da, aber es war für mich noch zu früh. Vor zwei Jahren hat dann der Qualifikationszyklus für 2016 begonnen, da habe ich zum ersten Mal konkret das Ziel gehabt, mich für Olympia zu qualifizieren. Schritt für Schritt arbeitete ich mich auf der Weltrangliste nach vorne, bis unter die Top 10. Und Anfang dieses Jahres, nach dem ersten erfolgreichen Wettkampf nach meiner Verletzung, da wusste ich, dass ich mich nicht mehr aus diesem Ranking rausdrängen lassen würde. Und die Top-14 dürfen zu Olympia!

 

Wie bereitet ihr euch für Olympia vor?
Kathi: Gemeinsam mit dem Team haben wir noch Vorbereitungstrainingslager wo individuell mit uns gearbeitet wird.

Berni: Der komplette Jahresaufbau für 2016 ist auf Olympia ausgelegt.  Jeder Wettkampf und jedes Trainingslager wurde vom Nationaltrainer Marco Spitka genauestens geplant und getimed. Die „Feinarbeiten“ haben dann Anfang Juni begonnen: intensive Kraft-und Konditionsblöcke zuhause und in Vorarlberg, hartes Judotraining in Japan und Korea. Die letzte Vorbereitung findet, mit nationaler Unterstützung, im Juli in Linz statt.

 

Ziele für Olympia?
Kathi: Zuerst war das Ziel: die Teilnahme – jetzt ist es eine Medaille

Berni: Ich fahre zu jedem Wettkampf mit dem Ziel, eine Medaille zu gewinnen. Bei Olympia (vor allem bei Olympia) ist das genauso.

 

Gibt es jemanden, für den ihr in Rio an den Start geht? Wem würdet ihr eine Medaille widmen?
Kathi: All denen, die immer für mich da sind und mit mir hart an meinen Erfolgen arbeiten! (Familie, Trainer, Freunde, …)

Berni: Ich kämpfe bei Olympia nicht nur für mich, sondern genauso für meine Familie, meine Freunde, meinen Verein, meine Trainer, usw. Für jeden, der an mich geglaubt und mich unterstützt hat, möchte ich an diesem Tag eine Medaille mit nach Hause nehmen.

 

Was wärt ihr heute, wenn nicht Judoka?
Kathi: Wahrscheinlich wäre ich zur Polizei gegangen, aber darüber habe ich noch nicht so genau nachgedacht.

Berni: Mein Herz hat immer für Judo geschlagen und ich kann mir ein Leben ohne nur ziemlich schwer vorstellen. Aber wenn ich raten müsste, dann wäre ich wahrscheinlich in einer anderen Sportart gelandet. Sport gehört für mich einfach dazu.

 

Mit welchem Sportler würdet ihr gerne mal trainieren?
Kathi: Ich würde gerne mal wieder gemeinsam mit Kira trainieren – aber das kommt schon noch!

Berni: Mit möglichst vielen verschiedenen. Damit ich Einblicke in die unterschiedlichen Sportarten und Trainingsmethoden bekomme.

 

Was ist Luxus für euch?
Kathi: Essen was man will!

Berni: An einem trainingsfreien Tag alles tun zu können, was mir Freude macht: bei Sonnenschein mit Familie und Freunden etwas unternehmen, mit den Hunden meiner Schwester spielen und am Abend gemütlich auf der Couch liegen, Fernsehen und dabei eine große Pizza futtern.

 

Hättet ihr lieber einen Monat lang kein Handy oder kein Auto?
Kathi: Kein Auto.

Berni: Kein Auto. In Innsbruck kommt man eh überall mit dem Rad hin!

 

Wenn ihr jetzt auf play bei eurem Handy drücken würdet, welches Lied würde kommen?
Kathi: Jessie J – Nobody’s perfect

Berni: Jessie J – Wild

 

Was ist eure liebste Ausgleichssportart/ habt ihr als Kind anderen Sport gemacht?
Kathi: Mit meinen Judokollegen gemeinsam Fußball. Als Kind bin ich reiten gegangen und habe Tennis gespielt.

Berni: Speziellen Favoriten habe ich keinen. Ich geh gern Rad fahren, Inlineskaten und Fußball spielen, im Winter snowboarden. Früher bin ich, neben dem Judo, Skirennen gefahren und habe Basketball in der Schulmannschaft gespielt.

 

Was sind eure Stärken, was zeichnet euch aus (in eurer Sportart)?
Kathi: Bin sehr zielstrebig und hab einen relativ großen Kampfgeist!!

Berni: Ich bin kräftig, kann stabil und sicher stehen und bin sehr stark, wenn es darum geht, nah am Körper zu kämpfen.

 

Welche Sportarten/ Sportler verfolgt ihr selbst gerne?
Kathi: Leichtathletik, Ringen, Volleyball, Skispringen, … Ronda Rousey.

Berni: Alles was das Fernsehen gerade zu bieten hat: Skifahren, Tour de France, Gewichtheben, Leichtathletik, Fußball, Boxen, Turmspringen, … Ich schaue jedem Sportler gerne zu, aber besonders begeistert bin ich natürlich bei österreichischer Beteiligung. Ist ja klar!

 

Was war euer schönster ‚Sportmoment‘?
Kathi: Jeder Sieg ist was Besonderes für mich! Meinen ersten Erfolg in der U17 werde ich natürlich nie vergessen, aber die Silbermedaille bei der EM mit der definitiven Qualifikation für Rio war mit Sicherheit der schönste Moment.

Berni: Prägende Sportmomente durfte ich schon einige erleben. Meinen ersten internationalen Turniersieg, die erste EM-Medaille. Aber einen meiner schönsten Momente erlebte ich Anfang dieses Jahres. Nach fast fünfmonatiger Verletzungspause und anfänglicher Entscheidung gegen diesen Wettkampf, konnte ich den topbesetzten Grand Prix in Düsseldorf gewinnen. Mein erstes Turnier, 5 vorzeitige Kampfgewinne, gegen die 3-fache Weltmeisterin nach 45 Sekunden siegreich und am Ende des Tages ganz oben auf dem Treppchen. Das wird für mich immer unvergesslich bleiben!

 

Was ist eure größte Motivation, immer weiter zu machen?
Kathi: Die Liebe zu Judo! Und der Traum einer Olympiamedaille!

Berni: Ich möchte, dass sich mein hartes Training auszahlt. Ich bin eine gute Kämpferin, aber es gibt noch so Vieles zu erreichen: Olympiamedaille, WM-Medaille, den Titel „Europameisterin“ tragen zu können, usw. Ich trainiere, damit meine Ziele, Wünsche und Träume wahr werden!

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Persönliche Updates von Berni findest du auf Facebook. Auf dem neuesten Stand bei Kathi bleibst du am besten via Instagram und Facebook.

Blog by Pia Demler